Die Tenazität der Coronaviren
Aktuell weiß niemand genau, wie lange SARS CoV-2 – so die korrekte Bezeichnung des Virus - auf Oberflächen „überlebt“ oder besser: Wie lange SARS CoV-2 auf einer Oberfläche infektiös bleibt. Abhängig ist dies von seiner Tenazität. Darunter versteht man die biologische Zähigkeit bzw. die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umgebungseinflüssen.
Gerade jetzt und für den Reinraum ist die Frage, wie lange das Virus aktiv ist, jedoch sehr wichtig. Beantwortet werden kann sie nur durch Experimente. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:
- „Gentechnischer“ Nachweis: Vergleichbar zum Corona-Test an Patienten wird in einer Probe („Abstrich“) von der Oberfläche gemessen, wieviel Erbinformation des Virus, sog. RNA, auf dieser Fläche nachweisbar ist. Damit weiß man, ob das Virus vorhanden ist oder war. Das Ergebnis sagt aber nichts darüber aus, ob das Virus tatsächlich noch ansteckend ist.
- Zellbiologischer Nachweis: Hierzu wird die Probe inkl. Virus zu einer Zellkultur gegeben. Das Virus infiziert die Zellen, wodurch diese sich verändern oder absterben. Diese Veränderungen kann man im Mikroskop erkennen. Wenn man verschiedene Verdünnungen – sogenannte Titerstufen – der Virusprobe zu den Zellen gibt, erhält man eine quantitative Information zum infektiösen Potenzial. Wird die Oberfläche in verschiedenen Zeitintervallen untersucht, erhält man eine Information darüber, wie lange das Virus infektionsfähig bleibt.
Tatsächlich gibt es für die Tenazität von SARS CoV-2 nur wenige Daten. Für die eng verwandten Corona-Viren SARS CoV-1 (Erreger der Pandemie 2002/03) und MERS (Middle East Respiratory Syndrome, Erreger der Epidemie auf der arabischen Halbinsel 2012) konnte in Experimenten eine Tenazität von bis zu 120 Stunden nachgewiesen werden.
Dabei unterscheiden sich die Angaben für die verschiedenen Coronaviren stark. Bezüglich der Umgebungsbedingungen wird jedoch für alle Viren deutlich: Die Tenazität sinkt
- mit steigender Umgebungstemperatur
- mit steigender Luftfeuchte
- mit geringer „Beladung“, d. h. Anzahl Viren / Flächeneinheit
In der Tabelle sind die „Überlebenszeiten“, also die Tenazität, die für verschiedene Oberflächen ermittelt wurde, zusammengefasst.
Referenzen: 1) Chan et al. 2011; 2) Duan et al. 2003; 3) Lai et al. 2003; 4) Van Doremalen et al. 2013; 5) Van Doremalen et al. 2020
Zusammenfassend lässt sich damit sagen:
Gerade auf Kunststoff- und Edelstahloberflächen zeigen die Daten übereinstimmend eine hohe Tenazität für das Virus SARS CoV-2. Grundsätzlich bestehen bereits wirksame Barrieren gegen das Eindringen von Viren in Reinräume. Die hohen „Überlebenszeiten“ von SARS CoV‑2 fordern und rechtfertigen jedoch weitere Maßnahmen zur Flächendesinfektion im Reinraum selbst sowie im Zugangsbereich, damit die Verteilung des Virus über kontaminierte Flächen begrenzt wird. Das betrifft insbesondere solche Flächen, die häufig kontaktiert werden wie Türklinken, Schalter, Türflächen oder Sitzgelegenheiten. Da es sich bei CoV-2 um ein behülltes Virus handelt, eignen sich „begrenzt viruzide“ Desinfektionsmittel für zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen. Diese basieren auf Ethylalkohol und / oder Iso-Propylalkohol, sind einfach in der Handhabung und inaktivieren SARS CoV-2 zuverlässig.
CWS Reinraum Akademie
Rosa-Luxemburg Straße 12-14
04103
Leipzig
Deutschland